Die andere Backe hinhalten

„Und wer dich schlägt auf eine Backe, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre auch den Rock nicht“ (Lukas, Kapitel 6, Vers 29)

 „Ihr habt gehört, daß da gesagt ist ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn’. Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel“. (Matthäus, Kapitel 5, Verse 38 bis 40)

 Was können wir mit solchen Versen anfangen, wenn wir uns mit häuslicher Gewalt konfrontiert sehen, oder mit Leuten, die die Grenzen nicht kennen? Sollten wir zulassen, daß wir mißbraucht werden?

 Diese Verse zeigen uns, daß wir nicht auf Gewalt oder Rache zurückgreifen oder um materielle Güter kämpfen dürfen. In Matthäus Kapitel 5 ist Widerstand mit Vergeltung verbunden. Das ist etwas anderes als gesunde Grenzen als Schutz festzulegen, oder die Personen zu verlassen, die beabsichtigen, uns Leid zufügen. Jesus, David und Paulus hatten alle manchmal schwierige Situation oder Personen zu meiden oder zu fliehen. Sprüche, Kapitel 27, Vers 12 rät „ein Kluger sieht das Unglück und verbirgt sich; aber die Unverständigen gehen hindurch und leiden Schaden“.

 Jesus lehrte uns auch, daß wir uns denen, die uns verletzen wollen, entgegenstellen sollen. Mißbrauch ist Sünde und nach Lukas Kapitel 17, Vers 3 sollte dies getadelt werden. Webster’s Lexikon definiert Tadel als rügen, tadeln, oder verbitten. Das heißt im wesentlichen: Grenzen setzen. Ein Christ sollte nichts tun um jemand zu einer Sünde zu veranlassen (1. Korinther, Kapitel 10, Vers 32) und hat einem Sünder wieder zurecht zu helfen (Galater, Kapitel 6, Vers 1). Der christliche Psychologe Dr. James Dobson führt in seinem Buch Liebe muß widerstandsfähig sein (World Publishing, 1996) aus, daß die Einhaltung von strengen Grenzen und Beschränkungen im Verhältnis zu denen, die Probleme mit Grenzen oder mit der Selbstkontrolle haben, einen Liebesdienst darstellt.

 In Matthäus Kapitel 18, Verse 15 bis 17 lehrt uns Jesus ein vierstufiges Vorgehen im Umgang mit Übertretern, sie zur Rechenschaft zu ziehe und Grenzen zu setzen unter Aufrechterhaltung unserer Sicherheit:

 „Sündigt aber dein Bruder, so gehe hin und halte es ihm vor zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du einen Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß jegliche Sache stehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide und Zöllner“ (Matthäus 18, Verse 15 bis 17).

 Wir sollten alles Mögliche tun, um uns oder unsere Kinder nicht in Gefahr zu bringen, wenn wir uns dem Mißbrauch entgegenstellen. Einige Mißbraucher sind allzu gefährlich für ein Opfer, um sich ihnen entgegenzustellen. Wie Matthäus Kapitel 18 zeigt, kann es notwendig sein, das Entgegenstellen Anderen zu überlassen.

 Es ist hilfreich, Jesus’ Lehre über das Hinhalten der anderen Backe im Zusammenhang zu sehen mit seinen anderen Lehren über den Umgang mit jemanden, der uns mißbraucht. Wenn wir das machen sehen wir, daß Gläubige Vergeltung und Streitsucht zu vermeiden haben und daß wir dazu aufgerufen sind, die Wahrheit in Liebe zu sagen und Rechenschaft und  Reue zu pflegen.

 Diskussionspunkte:  

  1. Wie verschafft jeder der in Matthäus Kapitel 18, Verse 15 bis 17 aufgezeigten Schritte zunehmend eine größere Sicherheit für das Opfer?
  2. Was bedeutete es für die Juden jemand wie einen Steuereintreiber zu behandeln (Matthäus Kapitel 18, Vers 17)? Wie stellte dies eine Grenze dar oder hatte es Konsequenzen?