Bedeutet Vergebung von vorne anfangen?


„Hütet Euch! Wenn dein Bruder sündigt, so halte es ihm vor; und wenn es ihn reut, vergib ihm. Und wenn er siebenmal des Tages an dir sündigen würde und siebenmal wiederkäme zu dir und spräche: Es reut mich! so sollst du ihm vergeben“
(Lukas, Kapitel 17, Verse 3 und 4)

Lukas, Kapitel 17 Vers 4 heißt uns einem Sündiger zu vergeben falls er bereut und um Vergebung bittet. Reue kann jedoch bei häuslicher Gewalt sehr verwirrend sein, denn wiederholte Bitten um Vergebung nach gebrochenen Versprechen sind häufig ein Teil eines Schemas zur Manipulation, Beherrschung und Verleugnung. Bedeutet Vergebung, daß wir wiederkehrenden Mißbrauch zu erdulden haben? Nein.  

Nach Webster’s Schullexikon bedeutet Vergebung „aufhören sich darüber zu ärgern; auf Heimzahlung verzichten“. Einige haben Vergebung beschrieben als:  

·         im Inneren den Streit ruhen lassen

·         auf Strafe des Sünders oder auf Heimzahlung zu verzichten

·         es Gott zu überlassen mit dieser Person abzurechnen, was er sicher tun wird

 Wenn wir Vergebung auf diese Art betrachten sehen wir, daß Vergebung nicht dasselbe ist wie jemanden vertrauen und wieder eine Beziehung zu ihm aufzubauen, was Versöhnung bedeutet (Matthäus, Kapitel 5, Verse 23 und 24). Wenn wir wieder auf Webster’s Lexikon zurückkommen sehen wir, daß Versöhnung „die Wiederherstellung einer Freundschaft, Harmonie, oder Gemeinschaft / etwas in Ordnung bringen oder zu regeln / annehmen“ bedeutet. Wir können die Sünde von Anderen nicht hinnehmen, sondern wir müssen sie ihnen vorhalten (Lukas, Kapitel 17, Vers 3) und versuchen, ihnen wieder zurecht zu helfen (Galater, Kapitel 6, Vers 1).  

Die Abkehr von der Sünde ist die Voraussetzung für die Wiederherstellung einer Beziehung. Wenn keine Umkehr stattfindet kann es zweckmässig sein, die Beziehung zu jemanden zu beschränken, der es darauf angelegt hat, sich unbedingt gegen Sie zu versündigen:  

 „Sündigt aber dein Bruder, so gehe hin und halte es ihm vor zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du einen Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß jegliche Sache stehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide oder ein Zöllner“ (Matthäus, Kapitel 18, Verse 15 bis 17).  

Jesus, David und Paulus haben sich alle lieber gefährlichen Situationen ausgesetzt anstatt sich von Leuten mißbrauchen zu lassen, die darauf aus waren ihnen Leid zuzufügen (siehe Lukas, Kapitel 4, Verse 28 bis 30 und Kapitel 9, Verse 23 bis 25; Apostelgeschichte, Kapitel 9, Verse 23 bis 25 und Kapitel 14, Verse 5 und 6; 1. Buch Samuel, Kapitel 20, Verse 30 bis 34 und Vers 42). Bei Matthäus, Kapitel 18, Verse 15 bis 17 lehrt uns Jesus, daß wir uns von denen, die uns unbedingt mißbrauchen wollen, fernhalten sollen, nachdem wir einen Versuch zur Bereinigung der Situation gemacht haben.  

Reue ist nicht das Gleiche wie Bedauern oder Versprechungen machen. Johannes der Täufer, als er von der Reue zur Vergebung der Sünden predigte betonte, daß Reue von entsprechenden Handlungen begleitet sein muß (Lukas, Kapitel 3, Vers 3 und Verse 8 bis 14). Er sagte insbesondere, daß Manipulationen, Zwang und falsche Anschuldigungen (was bei häuslicher Gewalt häufig der Fall ist) aufhören müssen. Wahrhaftige und fromme Reue zeigt sich durch aus ihr hervorgehende Handlungen („Früchte“) (Lukas, Kapitel 3, Vers 8). Auch Jesus verwendete das Beispiel der Früchte, als er uns zeigte, daß Handlungen das enthüllen was im Herzen ist (Matthäus, Kapitel 7, Verse 16 bis 20). Wahre, aus dem Herzen kommende Reue beweist sich durch entsprechende Handlungen.
   

Diskussionspunkt:

 Falls Sie sich von einem Mißbraucher getrennt haben sollten: welche Handlungen müßte diese Person vornehmen, ehe Sie sich sicher genug fühlen, um die Beziehung wieder aufzunehmen?